Donnerstag, 7. November 2013

Du gehst nicht an der Traurigkeit kaputt. Sondern? Am Mangel.

"Ist ein Mensch überhaupt dazu gedacht, auf lange Sicht glücklich zu sein? Ich meine, wie viel Glück erträgt ein Mensch überhaupt, bevor er wahnsinnig wird? Oder ab wann beginnt er sich wieder selbst zu sabotieren?
Die Menschen sind immer anders, anders als ihre Namen, anders als ihr Äußeres. Nur ihre Blicke verraten sie manchmal. Aber: Reicht das? 

Ich fange im Minutentakt Blicke auf, und bin reichlich überfordert. Vom vielen Blinzeln tun mir schon die Augen weh, aber ich denke nicht weiter, nicht bis zum Ende. Aufs Meer hinaus, aufs Meer.


In meinem Kopf geht etwas vor sich, das noch lange nicht neu ist, und es überschlägt sich mit Worten. Es ist zu viel für ein einziges Leben, es ist zu wenig, es ist, -- Weil ich es kenne. Weil ich mich drehe, um die Notiz zu sehen, die mir auf dem Rücken klebt, und die ich doch nie sehen werde, - egal wie schnell ich mich drehe.Weil ich so selten lächle. Weil ich zwanghaft anecke, weil ich eckenlos rund bin, weil ich rundherum um Ecken schiele, weil ich gerne nach dem Apfel greife, der am höchsten hängt, weil ich stundenlang atmen kann, und doch nicht zum Luftholen komme, weil ich lese, ohne zu flüchten, weil ich liebe, ohne da zu sein, weil ich nicht weiß, welche Nummer eigentlich die richtige ist, die ich für den Telephonanruf meines Lebens wählen muss, weil ich nicht das passende Kleingeld finde, weil ich nicht weiß, welches das eine Lied für meine Beerdigung ist, und welches Buch mein Lieblingsbuch, weil ich verschachtelt bin, ohne dabei komplex zu sein, weil ich mir so vieles einbilde, weil ich so vieles erfinde, weil ich nichts zu Ende bringe, weil ich mich zu selten traue, weil ich nicht springe, weil mein Kopf da ist, wohin er gehört, und trotzdem an der falschen Stelle sitzt, weil alles, alles, alles ist, wie es ist, wie es ist, wie es nicht ist, weil ich.

Wie verabschiedet man sich richtig? Natürlich gibt es Bücher, die einen mit schlauen Aufarbeitungstipps versorgen, es gibt Psychotherapeuten, und Selbsthilfegruppen, es gibt Musikseminare, aber letztlich ist ein Verlust doch unüberwindbar, oder nicht? Die Traurigkeit wird Teil des Lebens, - sie fügt sich in die Summe, sie ist wie eine Note einer Melodie, nur ein einzelner Ton, und trotzdem so stark wie ein ganzes Lied. Solange wir nicht vergessen, bleibt etwas zurück, - etwas, das nicht verarbeitet werden kann, nein, mehr noch: etwas, das nicht verarbeitet werden will. Warum auch? Lebe, weil du leben darfst, aber sterbe, weil du sterben musst. Sagt man Lebwohl?Oder sagt man: Bis bald?"

vgl. "Der manische Versuch Mensch zu sein"

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