Donnerstag, 10. April 2014

Gelassenheit

Ich kann gar nicht sagen woher die Tränen rühren.
Vor Trauer? Das ist es nicht, vielleicht Erleichterung, vielleicht ist da noch ein Funken Hoffnung.
Ja, bestimmt.
Kein einziges Mal hast du auf dein Handy geguckt.
Ich hab dir meine Jacke gegeben, da zwischen Bahnschienen und Schrebergärten.
Es waren neun Grad.
Von all meinen Zeichnungen hab ich dir erzählt und dann hab ich zwei Zigaretten gedreht, während das Astra noch neben uns stand.
"Ich weiß ja nicht, ob du dir das überhaupt vorstellen kannst.",sagte ich und dann trat langes Schweigen ein. Darauf hast du nichts geantwortet, nur, dass du Freunde nicht durch Beziehungen verlieren willst, denn alle Beziehungen seien schlecht, irgendwann verliere man sich immer.

Ich rechne dir das alles hoch an, das Ignorieren deines Handys, dass du das Astra genommen hast, obwohl zu viel Kohlenhydrate darin seien und dass du nach kleinen, sturen Machtkämpfen endlich meine Jacke genommen hast. Zwar mit Widerworten, aber du hast gemerkt, dass ich dir nichts Böses will.
Ich hab dir erzählt, dass das jetzt Liebe ist.
Dann sind wir ein Stück gelaufen, an den Gleisen vorbei, runter zum Spielplatz und haben geschaukelt. Dass wir beide diese Drehkarussells als Kinder immer schrecklich fanden hielt uns nicht davon ab doch drin zu sitzen. Erst ich, dann du.
Du kamst auf mich zu.
Du hast das Karussell gedreht und ich zwei Zigaretten.
In dem Taxi vor dem Spielplatz lief "My heart will go on", wobei ich mir von meinem Leben ziemlich verarscht vorkam, immerhin war es zwölf Uhr nachts. Du hast dazu Playback gesungen.
Ich durfte dann noch mit zu dir, du musstest Karteikarten schreiben und ich saß neben dir auf dem Bett, deine Arme beobachtend. Ich mag sie immer noch.
Als du fertig warst, hast du den Fernseher eingeschaltet und ich durfte deine Decke haben, obwohl du die andere nicht mochtest. Dann lagst du da, ganz versunken in der Blumenbettwäsche von Ikea. Ob ich dich in den Arm nehmen darf, wollte ich fragen, doch ich hab mich nicht getraut. Ich dachte, ich bereue es, aber das tu ich nicht, denn ich weiß, dass du immer noch da bist. Warum sich selber zwingen Dinge zu fragen und sich dann schlecht fühlen?
Du bist ja doch immer irgendwie da, vielleicht ist nächstes Mal der richtige Zeitpunkt für uns beide.
Mit Biegen und Brechen hat die Liebe nichts am Hut erfahre ich zum ersten Mal im Herzen.
Das kommt, wenn es kommt.
Jetzt, wo ich das hier schreibe, bin ich ganz ruhig.
Ich denke daran, wie friedlich es aussieht, wenn du schläfst und mag es dir gleich tun, obwohl ich nicht bei dir bin, nur in Gedanken.
Vielleicht reicht das manchmal schon.

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