Donnerstag, 2. Januar 2014

Ich klappte das Buch zu und mir entrannen Tränen, weil von Urlaub die Rede war. Ich konnte den Kaffee riechen, den es in der kleinen Bar, gelegen in einer geraden Fußgängerzone oberhalb des Hafens, in Faro gegeben hatte. Dort, wo der Wind einem noch nicht so stark die Haare verwehte, die ohnehin ständig zugebunden oder kurz waren. Der Steinboden war hier in einem lichtabsorbierenden beige-grau-rot-schwarz gehalten, sodass er einen nicht blendete, wenn man unter sich schaute.
Die Menschen waren freundlich und nach 3 Tagen in dem immer gleichen Café und dem kleinen Tante-Emma-Laden konnte man in den Augen der Besitzer ein bisschen Vertrauen aufflammen sehen. Es reichte für ein "obrigado", manchmal auch nur für ein "obrigad".

Das Zimmer war so klein, dass gerade mal ein Doppelbett reinpasste, es war ein kleines Quadrat in einem noch größeren Quadrat. Um uns herum ca. dreißig Zentimeter Platz zur Wand, wie eine kleine Festung war das. Die Badezimmertür war immer offen und geschlossen, weil die Lüftung da nicht funktionierte und man nach dem Duschen die Tür auflassen musste, sie dann aber doch wieder schloss, weil es zu sehr stank. Wir hatten ein kleines Fenster, dass man zur Seite aufschieben konnte und manchmal rauchten wir da raus, weil wir zu faul waren uns die fünf Meter an der Rezeption vorbei auf die Terasse zu hiefen. Wir liefen sowieso schon den ganzen Tag oder rollten auf den winzigen Plastikbrettern durch kleine befahrbare Gassen oder trugen die Bretter, weil der Boden oft zu unebenen, großen Mosaiken geformt war.

Auf dem Weg zur Wüsteninsel trafen wir eine deutsche Urlauberin, die wohl alleine reiste. Sie trug lange, rote Dreadlocks, eine überdimensionale Sonnenbrille und immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Ich konnte es sogar sehen, als ich sie auf der unbequemen, metallenen Bootsbank vor mir sitzen hatte. Sie sprach uns an und wir wechselten ein paar Worte. Sie war mir schon einen Tag zuvor aufgefallen und irgendwie hatte ich das Verlangen sie zu fragen, was die Intention ihrer Reise war, wieso sie den blonden, okkabraungebrannten Bootsverleiher so herzlich umarmte, obwohl sie doch noch gar nicht so lange hier war. Aber es blieb bei dem Verlangen, ich gab dem nicht nach und irgendwann verloren wir sie aus den Augen. Sie war noch, wieder auf dem Festland angekommen, mit uns in einem kleinen Supermarkt, war unentschlossen, ob sie warten sollte bis wir bezahlt hatten. Zwischen unseren Augenpaaren gingen nonverbale Botschaften hin und her bis sie sich schließlich entschied zu gehen, alleine. So wie sie gekommen war.

Die Insel hielt nichts bereit außer fünf Müllcontainer, ein überteuertes Restaurant, endlose Leere, die sich in Sand und Wasser ergoss und fünf winzige Häuser. Wir rätselten, ob die Menschen, die vor den Häusern saßen, wohl darin lebten und entschieden, sie als Saisonarbeiter abzutun. Aber es sah so wohnlich aus, dass man immer wieder ins Schwanken kam, zu denken, diese Menschen lebten wirklich in den kleinen, blauen Häusern, welche die einzigen auf der Insel waren.
Ich erblickte eine Möwe, die sich am Flügel verletzt hatte und kraxelte unelegant, aber vorsichtig auf den schiefen Felsen, von dem sie nicht mehr weg kam. Die zerbröselten Kekskrümel, die ich ihr hinwarf, pickte sie mit Nachsicht auf. Da sah ich plötzlich einen schnorchelnden Mann, der auftauchte und einen riesigen Seestern an einen der herausragenden Felsen anbrachte. Hinter mir beobachtete eine Frau exakt was er tat und lief den Steg auf und ab. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und sprach sie daraufhin an, was sie denn da tue. Sie erzählte mir, sie suchten nach Essbarem aus dem Meer und dass in den blauen Häuser wirklich Menschen sesshaft waren, jedoch seien sie älter als sie es sei und weil es irgendwann hier nichts mehr gab, sei sie aufs Festland umgesiedelt. Eine Einheimische also. Sie sah gar nicht so einheimisch aus, aber es gab hier ja auch nicht viele Menschen, mit denen man sie hätte vergleichen können, vor allem keine Frauen.





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