Mittwoch, 9. März 2011

Es macht mich immer noch traurig, traurig, traurig, wie eine bestimmte Art von Licht färbt mir das Wort die Tage, wie eine Frequenz, die nicht lauter wird und auch nicht leiser, wie ein Stolperdraht, der sich in jedem Raum, auf jeder Straße dieser Stadt verwirrt, - traurig, - aber dabei bleibt es nicht. Es ist das wesentliche Gefühl des Verlusts, des unveränderlichen großen Verlusts und auch des Brudermordes, denn hier soll ich sein, und hier soll ich leben, nicht? Die Tage rollen sich ab, sie rollen wie Steine, und jeder, der sie aufhalten will, wird erschlagen, wird begraben unter der Lawine aus Zeit, und so rennen alle vor den Steinen her, sie rennen und rennen, keiner rollt die Steine wieder hoch.

Geh fort, geh jetzt, du hast ein bisschen Geld, fliehe vor allem, & fliehe vor dir selbst, & flieh so weit du kannst, & ich weiß, immer hab ich's schon gewusst, dass all das Fliehen nichts nutzt, dass es nichts besser macht, aber wofür denn noch?, wozu? Alles, was Zusammenhang war, & rote Schnur, ist jetzt gekappt, & ich flattere im Wind, ich falle hoch & immer höher, ach, was für ein Glück, es gibt keine Grenzen mehr dort oben. Es gibt auch keinen Halt. & dann denke ich: Hör auf so wehleidig zu sein, hör auf damit, hör auf, hör auf!, & ich putze mir doppelt & dreifach die Zähne, weil ich den Schierlingsgeschmack nicht mehr auf der Zunge haben will, & ich nehme die gewaschenen Kleider vom Haken, & ich lege sie hin, & falte, & sortiere, & mit keinem Handstrich hört es je auf. & dann versuche ich mich an all das Schöne zu erinnern, an jeden Trost, an jedes gute Wort; ich versuche die Zeilen zu lesen, die mir die andren Freunde schreiben, jedes Kopfhoch, jedes Dubistnichtallein, & das Loch, in das jetzt & ununterbrochen Blut strömt, krampft sich zusammen. Nein, niemand hat je verstanden, was Verlust eigentlich heißt.

So ist Finisterre noch ein leerer Ort, verlassen, und so wie das Licht jetzt durch das Fenster fällt, könnte ich glauben, dass es wieder gut wird, irgendwie.

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