Montag, 3. Oktober 2016

beechnuts

"Was ist das da auf dem Boden? Sind das Maronen?" fragtest du. So als hättest du noch nie Maronen gesehen.
Es war ein Herbsttag, mit Nieselregen und rostbraunen Laubstraßen.
Du bist mit mir hier hoch gefahren, in den Wald.
Kein anderer, nur wir zwei.
Dass wir uns mal näher waren, sieht keiner mehr. Es ist ja alles geklärt; das waren unsere letzten Worte.

"Nein, das sind Bucheckern." antwortete ich. Wir waren wie zwei Kinder, die im Blättermatsch nach Herbsterinnerungen wühlten.
Die Luft war rein. Sie roch nach Tannenbäumen und Nusskernen.
Wir redeten nicht viel.
Die Stimmung war weder angespannt noch übertrieben gut.
Über Stock und Stein, querfeldein zurück im Auto, prasselte der Regen auf das Faltdach.
Einen Augenblick lang hörten wir zu, lächelten uns an, zogen Vergleiche zu schon mal Erlebtem und fühlten uns heimelig.
Auf der Rückfahrt lief Ryan Adams.
Die Bucheckern hast du in eine Schüssel getan und sie auf dem Küchentisch platziert.

Niemand kann behaupten, wir seien nicht dort gewesen.

Montag, 16. Februar 2015

Mistakes of My Youth

Vielleicht ist dein Grün mein Blau und umgekehrt.
Dass ich nicht schreiben könne haben sie mir gesagt, ich solle mehr schreiben. Und damit haben sie einen offenen Nerv getroffen; das was ich denke solle ich in Worte kleiden.

Du wolltest nicht sehen, was J. und ich einst malten, da wo ein Teil meiner und seiner Träume begraben lagen, es sei dir schlichtweg "zu anstrengend". Es war okay für mich, ja wirklich, in diesem Moment war es in Ordnung. Warum ich immer wieder nach diesem Gestern schaue, wenn wir streiten, weiß ich nicht. Ich wünsche mir, dass wir gleicher denken, dass unsere Gedanken wie Symbiosen funktionieren, doch viel zu oft höre ich Überforderung aus deinem Mund.
Mittlerweile bezweifle ich auch, dass du eine Party mit mir verlassen würdest, obwohl du gerade den Spaß deines Lebens hast. Richtig, Liebe setzt voraus, dass ich alleine ginge, alleine zuhause bliebe, eher am Alleinsein ersticken würde, als dir ein schlechtes Gewissen zu machen und dir somit den Abend zu verderben. Und genauso endet es auch immer. Ich bleibe alleine, während du feierst, dich der Welt von einer Seite zeigst, die mir so fremd ist, dass ich sie nicht sehen möchte. Du verschmilzt mit der Oberflächlichkeit und ich rutsche darauf aus.
Meine Gedanken fahren Karussell und mein Unterbewusstsein projiziert mir Bilder vors innere Auge, die ich doch schon längst vergessen habe.
Mir sind so viele Leute abhanden gekommen, es ist nicht mehr dasselbe, wenn ich sie treffe, mir ist meine Umgebung so fremd geworden und das einzige, was du sagst bleibt: "Ich verstehe dich nicht." - ein Sprengstoff-Satz.

Montag, 29. Dezember 2014

Das ist die Geschichte, wie sich zwei Leute in Füchse verwandeln und was danach geschah.

1.
Wie ich das mit uns finde?
Traurig-schön.
Traurig, wegen dem ansteckenden Lechzen der Menschen nach Deklaration
und schön, ganz einfach wegen dir.

2.
Unsere erste Begegnung war bei unserem WG-Casting. Du betratst die Küche, vielleicht ein bisschen eingeschüchtert, weil dort so viele Menschen saßen, die gar nichts mit dem Casting zu tun hatten. Wir waren alle leicht angetrunken und du kamst mir so rein vor. Deine Haut war beigé und deine Haare fuchsorange. Gefärbt. 
Wir fanden dich alle kompatibel, konnten nicht viel über dich sagen, da du eine sehr neutrale Art an dir hattest.
Unser zweites Aufeinanderteffen war eher per Zufall. Ich platzte um fünf Uhr morgens in die Küche und dann saßt du dort auf dem blauen Sofa mit einem Brot in der Hand. Ob ich auch arbeiten müsse hast du gefragt. Ich winkte mit schallenden Worten ab. Feiern war ich. Und wahrscheinlich sähe ich furchtbar durch aus. Dann die Frage nach meiner Herkunft, "Kommst du wirklich aus Beirut?", ich sagte nur trocken, dass ich es nicht wisse. Machte mir ein Brot und ging zu Bett.
 Am nächsten Tag versichertest du mir, dass ich in deinen Augen ganz normal ausgesehen hätte. 
Ja, alles in allem warst du eben da. Du hast das Zimmer neben mir. Das beschrieb unsere zwischenmenschliche Beziehung. Nichts besonderes.
Drei Männer hast du in der kurzen Zeit in diese Wohnung gebracht. Der erste kam mir alt vor, ich mochte ihn nicht, ich fand dich zu hübsch für ihn, er benahm sich, als sei er hier zuhause. Du hattest deinen Fuß an seinem Bein. Es hat mich gestört, dass ich nicht wusste, in welcher Beziehung ihr steht, eigentlich geht dich das nichts an Janine, sagte ich mir selbst.
Den zweiten fand ich schmierig, er hing mit seiner Hand an deinem Bein, du warst einfach genauso neutral wie bei deinem Casting. Ständig wartete ich auf mehr Tiefgründigkeit, doch wusste ich nicht weshalb. Ich konnte dich nicht einordnen und fand mich selber anstrengend.
Es folgten eine verrückte Aktion, unser Klingelschild besonders individuell zu gestalten und ein Abend, an dem wir es vorzogen bis halb vier in der Küche zu reden, als auf eine Party zu gehen.
Ab und zu schauten wir zusammen mit S. in seinem Zimmer Filme. Du saßt immer bei mir, das war dann einfach so. Es war schön, deine Nähe zu spüren. Da wurde mir das erste Mal bewusst, dass ich dich vielleicht doch mehr mochte als ich mir das eingestehen wollte. Blödsinn, das ist nur der Wunsch nach irgendeiner Nähe. 
Der dritte Kerl war dein Internetdate. Du hast ihn mit nachhause gebracht. Und schon wieder ein Dorn in meinen Augen, nein, Janine, nein. Das ist deine Mitbewohnerin und sie scheint nicht an Frauen interessiert zu sein. Also, reiß dich am Riemen und freu dich für sie, dass sie glücklich ist oder zumindest zufrieden. Nach dem Stechen in der Magengrube sagte ich sowas wie: "Das ist doch toll!", tat dabei ein Versuchweiselächeln und kam mir furchtbar lächerlich vor. Ich versuchte, diese Sehnsucht nach deiner Nähe irgendwie wegzulächeln, aber plötzlich tauchtest du an immer mehr Stellen in meinem Leben auf. Du wohntest nicht mehr nur neben mir; wir gingen zusammen in die Stadt, du fragtest mich einen Tag zuvor, ob ich mit dir tanken fahre, du fuhrst einen Umweg an die Uni, um mich zur Arbeit zu fahren, du besuchtest mich in meiner Mittagspause für zwanzig Minuten, du bekamst immer mehr Einblicke in das, was mich umgibt, mit wem ich Kontakt habe, gewollt oder ungewollt, du warst einfach da. Immer.
Wenn nicht physisch, dann virtuell. Immerzu schrieben wir uns, obgleich wir uns beide in der selben Wohnung aufhielten. Das war nicht komisch, das kam mir alles sehr natürlich vor, das war nicht einseitig, dachte ich zum ersten Mal. Vielleicht nicht das Interesse an körperlicher Nähe, aber doch an dem seelischer Natur. 

3.
Ich machte dir Komplimente, ständig.
Du nanntest mich "Sonnenschein".
In deinen Augen spiegelte sich der Himmel, als wolle er um jede Wette blauer sein, als die Farbe deiner Regenbogenhaut.
Regenbogen.
Du warst so unnahbar in meinen Augen, 
die grün sind, vielleicht steht das für die Hoffnung.

Eines Abends schauten wir uns einen Film an und so kam es, dass wir im selben Bett übernachtet haben. Es fühlte sich nicht unklar an, nicht verschwommen, ganz klar, so wie das Meer an manchen Stellen klar ist und man bis auf den Grund schauen kann. Wieder, das Blau deiner Augen. 
Meine Hand auf deinem Bauch, deine Hand auf meiner, alles unbewusst von beiden Seiten.
In der nächsten Nacht ein Kuss, dann alles auf einmal.
Ich konnte nicht glauben, dass das wirklich passiert ist. Du bist mir einfach passiert.
Das hat keiner kommen sehen, da kam eins zum anderen. Wie ein Perpetuum mobile. 

4. 
Ich liebe dein Lachen, es macht mit mir etwas, dass ich ständig Wege suche, es auszulösen.
Ich liebe es, wie du langsam blinzelst, wenn dein Gesicht ganz nah an meinem ist.
Manchmal lachen dann deine Augen und mir wird ganz warm.

Es ist lustig mit dir im Auto zu fahren, du bist dort wie verwandelt, brüllst all das raus, was du denkst, ganz ehrlich, ganz frei, dann fängst du an zu tanzen, zu elektronischer Tanzmusik, all deine Unsicherheiten haben dann keinen Platz mehr, um länger in dir zu wohnen.
Du bist so schön, denke ich mir, so schön.

Sonntag, 30. November 2014

Kaffee warm, kalt - aber trinkbar.

Ich hab es geschafft.
Mein Wohnsitz ist in der Straße, vor der ich mich im Winter immer so gefürchtet hab, conscious 2.0.
Spanish Sahara erfüllen, neben der Kippe, mein 24 qm Zimmer.
Kaffee warm, mit Hafermandelmilch.
Und das Wissen ein Mädchen zu kennen, das wunderbar ist.
Wir verstehen uns so gut,
so gut, dass ich es nicht weiter definieren möchte.
J. meinte, Definitionen führen uns direkt zum Damoklesschwert.
It came so naturally.
Du machst meine alte Stadt um so vieles schöner.
Danke.

Sonntag, 28. September 2014

Du schießt dich tagelang ab, um nicht alleine zu sein.

Ich tanze irgendwas zwischen Unsicherheit und Elektro auf offensichtliche Indie-/ Rockmusik.
Mir mag nichts mehr ehrlich erscheinen.
Du setzt dich in deiner Traurigkeit auf die Bank am anderen Ende des Raumes. Du kommst nicht zu J. und auch nicht zu mir. So wie du da sitzt, so schießt mir das Bild in den Kopf, wie du an dem Fluss gesessen hast, inmitten von kaputten Muschelschalen und wie du mir aus vergangenen Tagen erzähltest.

S. setzte sich zu mir, wir kennen uns nicht gut, doch sie hat mir Zeit geschenkt. Ein Ohr, ein bisschen Empathie.
Kurz hast du mich angelächelt, aber es war keines dieser langen Lächeln; es fiel dir beim Abwenden deines Blickes aus dem Gesicht. Ich frage mich wie das alles so schnell gehen kann, wie schnell man ins Vergessen gerät.  So: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Ich will kein "Warum auch nicht?" sein, ich wär gerne "In jedem Fall."

Donnerstag, 18. September 2014

Sorrow, High Violet.

Plötzlich bleibst du doch hier, weil deine Unbeständigkeit dich wieder eingeholt hat. Ich bin nun umgezogen, in dein Zimmer, meine Möbel und deine Farbe an den Wänden. Ein Teil deiner Persönlichkeit klebt im Postkartenformat an der Tür. Dein Kater rennt mir hinterher, als würde er mich trösten und mich warnen wollen; vor deinem Wankelmut. Alles werd ich überstreichen, den Spruch an der Wand, jeden Farbakzent, denn das bist nicht du. Du bist nicht bunt. Deinem Inneren entspringen keine Farben, eher Schwarz und Weiß, was sich in dem Grau deiner Augen widerspiegelt. Du bist keine Fee, du bist kein Hippie, du bist das kleine Mädchen, das sich, aus mir unbekannten Gründen, von seiner Familie abgespalten hat.
Und doch kann ich nicht leugnen dich zu mögen.
Du bist gefangen in dir; ich hab keinen Schlüssel. Mir wurde heute noch einmal bestätigt, wie unsensibel du mit den Gefühlen anderer umgehst, nicht nur mit meinen. Ich trauere nicht um mich, sondern um dich und all die Menschen, die nicht mehr zu sich selbst finden können.
Jetzt bricht all das Rot, Gelb und Blau von den Wänden auf mich nieder und erdrückt mich. Meine Lungen füllen sich mit Farbe; alles will ich auskotzen, neue Farben entstehen lassen. Aus deinen heraus.

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